dänu brüggemann


Badische Zeitung (D) 11.6.05

Singender Gegenbeweis mit Wuschelkopf

Der Berner Liedermacher Dänu Brüggemann stellte im Basler "Parterre" seine neue CD "Eis für e Blues und di" vor.

Kornelia Schiller

Vorurteile sind des Menschen liebste Schubladen. Gern ordnen wir uns unbekannte Verhaltensweisen irgendwelchen Nationalitäten, Hautfarben, Kontinenten zu. Von den Schweizern sagt man zum Beispiel, sie seien überkorrekt, überpünktlich und gingen zum Lachen in den Keller. Den Gegenbeweis tritt da der Berner Musiker Dänu Brüggemann an. Von Überkorrektheit, Pünktlichkeit und Humorlosigkeit ist bei dem 41-jährigen Vollblutmusiker nichts zu merken. Wortwitz und Kritik sind seine Stärken. Und wer Brüggemann so erleben will, der geht zum Lachen eben nicht in den Keller sondern ins "Parterre".
Die Basler Kneipe auf dem Kasernenareal war am Mittwoch der Ort, wo Vorurteilschubladen schier zugeknallt und mit einem grossen eisernen Schloss versehen wurden, denn was Brüggemann mit seiner Tour "Eis für e Blues und di" bot, war musikalisch ein Feuerwerk an wunderbaren Melodien und eindeutig zweideutigen Liedtexten.
Mit verwuschelter Mähne, so als sei er gerade aufgestanden, bertitt der Berner Musiker unpünktlich nach Ablauf des akademischen Viertels die kleine Bühne, mit ihm die Bandmitglieder Peter und Ueli Enderli und Richard Koechli. Und wie man sich versieht, sitzt neben Brüggemann ein Engel. Zumindest behauptet das die T-Shirt-Aufschrift von Pat Berns, die Brüggemanns Abänd mit ihrer kraftvollen und schönen Stimme einen besonderen Klang verleiht. Was das Publikum erwartet, das macht Brüggemann von Anfang an klar: "Popkonzärt" ist der erste Song des Abends und schnell wird klar, dass an diesem Abend für sensible Ohren kein Platz ist. Sowohl Melodien wie Texte scheuen sich davor, monoton und angepasst zu sein.
Eigentlich wollte Dänu Brüggemann seine neue CD "Eis für e Blues und di" vorstellen, aber daran hielt er sich nicht. Soviel zum Thema Schweizer Korrektheit. Statt dessen testete er, ob auch die alten Songs beim Publikum noch ankommen. Mit "Irland" vom 1995 erschienen Album "E Tag vo dene Tage" oder "Luuser" und "Dräckegi Füess" aus dem 97er Album "Xantaphinas Zoo" gelang ihm das auch hervorragend.
Die Songs vom neuen Album kommen dennoch genau so gut beim Publikum an, vor allem Brüggemanns Blues-Trilogie, die der CD auch den Namen gegeben hat. "Gaudeamus igitur" ist dabei Brüggemanns Aufhänger. Das Lied bietet den Grundstock seines Blues; den bekam er, als er Studenten dieses Lied singen hörte. Als Sprechgesang erzählt er die Geschichte, während im Hintergrund immer wieder der Refrain "Gaudeamus igitur" vom Band gespielt wird. Der zweite Teil ist der Titel "Eis für e Blues und di" und zu guter letzt fragt Brüggemann melancholisch ins Publikum "Heit dir mi Blues?". Den hatten die Zuhörer nicht, dafür aber eine Menge guter Blues-, Folk und Rockmelodien im Ohr.

 

 

Singender Gegenbeweis mit Wuschelkopf; Badische Zeitung (D) 11.6.05
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