Basler Zeitung
BAZ, 16.6.'03
Überzeugender
Auftritt von Dänu Brüggemann im "Isaak"
Die
kühnen Reinkarnations-Träume eines "Ankeblüemlis"
Priska
Forter
Wer am Freitag
trotz der Hitze ins Kellergewölbe des Restaurants zum Isaak
gekommen war, brauchte sein Kommen nicht zu bereuen. Nicht nur
wegen seiner
sonoren Stimme oder der mal rasant-rockigen, mal bluesigen und
mal träumerisch melodischen Gitarre, nein auch mit seinem
verschmitzten Lachen gelang es nämlich dem Berner Liedermacher
und Kabarettisten Dänu Brüggemann, sein Publikum sofort
für sich einzunehmen.
Seine absurd-witzigen
Texte, sein schauspielerisches Talent, Stimme und Gitarrenspiel
verdrängten alsbald die drückende Hitze. Wenn er etwa
seinen imaginären Freund, den Bassisten Bene, vorstellt,
blitzt der Schalk aus
seinen Augen: "Ich bin froh, dass Bene wieder mit auf Tournee
ist, zu zweit ist die Chance beträchtlich grösser, dass
wir in der Überzahl sind." Dass es Bene, den weltbesten
aller Luftbassisten, gar nicht gibt, hindert Dänu nicht daran,
auf witzigste Weise in ständigem Dialog mit ihm zu sein.
Scharfzüngig, bissig, böse, aber nie boshaft singt und
erzählt das "Duo" über Freuden und Widrigkeiten
des Lebens.
Spass allein
genügt nicht
Brüggemann
ist ein Meister der Nebensächlichkeit, zweigt ab, wo er will,
weg von den amüsanten Hauptgeschichten und legt knallhart
Finger und Stimme auf das Nebengleis, wo die Krux liegt. So, wenn
sich das "Ankeblüemli" erhofft,
Petrus werde es bei der nächsten Reinkarnation als höchstes
aller Wesen, als Walfisch, auf die Erde zurückkehren lassen.
Es darf aber nur Schnittlauch
oder Radieschen werden und flippt deshalb aus. Höhere Ziele
hat es. Nichts da, meint Petrus und macht das Gemüse zum
Präsidenten von Amerika.
Spass alleine
sei nicht mehr statthaft, meinen Bene und Dänu, nachdem "Kreuzritter
Georg Busch" die Welt an einen Abgrund gebracht und nicht
gebührend Schläge dafür kassiert habe. Auch die
privaten Schläge des Lebens
können einem die Sprache verschlagen. Nach dem wunderschönen
Lied für Thibaud und seine Mutter, welches Brüggemann
für die Beerdigung des Jungen komponiert hat, bleibt es mucksmäuschenstill
im Publikum.
Kein Applaus, nur tiefster Respekt.
"Bschysse
gilt"
Diese
Fähigkeit des Liedermachers, mitten im Fröhlichen Trauriges
so spürbar zu machen, dass Applaus nichts als geschmacklos
wäre, ist ebenso unbeschreiblich, wie seine dezente Art,
wieder auf die Sonnenseite zurückzukehren. Ein Griff in die
Gitarre, "Bschysse gilt" erklingt, dem das
neue Soloprogramm seinen Namen verdankt. Die klamme Traurigkeit
weicht, das Leben kehrt zurück, mitsamt der philosophischen
Frage "woher kommen wir, wohin gehen wir? Und warum zu Fuss?"
- bestes Beispiel für Brüggemanns Art, Tiefernstes zur
Sprache zu bringen, ohne in triefende Ernsthaftigkeit zu versinken.
Und dann geht er über zum Kernstück seines Programmes,
der
Begegnung mit dem "berühmtesten Auslandberner von Bern",
dem Blues, die über volle dreissig Minuten hinweg die Anwesenden
die Hitze endgültig vergessen lässt.
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