Berner
Rundschau, 4.3.'03
Schlosskeller
wird zu Hexenkessel
Fraubrunnen
Dänu-Brüggemann-Trio gastiert mit "Sanfranzisko
2".
Im Schlosskeller Fraubrunnen wurde dem Publikum ein Hör-Theater-Schmunzel-Grübel-Song-Menü
der eher raren Sorte gereicht. Bei so viel Begeisterung seitens
der Besucher lief das Dänu-Brüggemann-Trio zu Hochform
auf. Dies führte zu rekordverdächtigen Zugaben.
Lilo
Levy
Sieben-Meilen-Stiefel
mit Hochsprunggarantie wären an diesem Abend die richtigen
Requisiten für den Konzertbesuch im Schlosskeller Fraubrunnen
gewesen. In Sachen Enge bei der Bestuhlung ist man sich in diesem
beschaulichen Kellergewölbe zwar einiges gewohnt. Doch
Dänu Brüggemann vermochte mit seinem Programm ganze
Heerscharen von Besuchern anzulocken. Mit dem Resultat, dass
kurz vor Konzertbeginn ein Durchkommen durch das dicht an dicht
sitzende Publikum nahezu unmöglich war. Der Weg Backstage
zu den vorderen Stuhlreihen bot sich denn als einzige Lösung
an.
Was aber
dem Publikum in der Folge musikalisch vorgesetzt wurde, liess
solch kleine Misstöne rasch vergessen. Auch wenn man die
Ellenbogen beim häufigen Applaus eng an die eigenen Rippen
drücken musste, um dem Sitznachbarn nicht schmerzlich näher
zu treten.
Von sanft
bis sarkastisch
Im Dunkeln der Bühne drei Stühle und fünf
Gitarren. Später gesellten sich zu den Requisiten drei
schwarz gekleidete Gestalten, die in die Gitarrensaiten griffen,
was das Zeug hält. Dänu Brüggemann beherrscht
nicht nur die akustische Gitarre meisterhaft, sondern spielt
mit der Bandbreite des berndeutschen Dialekts, die weit über
das "blüemlete Trögli" hinausgeht. Musikalisch
ebenbürtig sind ihm die beiden Gitarristen Marc Rossier
an der elektrischen und der akustischen Gitarre sowie Peter
Enderli am Bass. Brüggemanns Texte sind zuweilen bissig
bis sentimental, aber nie bösartig. Die Musik reicht von
sanften Balladen über rockige Rhythmenwechsel bis hin zu
bluesigen Einlagen. Wortspiele beherrscht er bis ins kleinste
Detail.
Die von
ihm erzählten, oft absurd-witzigen Geschichten sind dank
seinem schauspielerischen Talent genauso ausgereift, wie die
gesungenen Balladen. So stellte er denn zugleich die allumfassende
Grundfrage des Lebens: "Woher kommen wir, wohin gehen wir
und warum zu Fuss?" Erste nachhaltige Erheiterung im Publikum.
Mit der Feststellung, Mönche und Nonnen pflanzten sich
mittels "Zellteilung" fort, führte er ein Wortspiel
ad absurdum. Eine behutsame Evolutionsannäherung Richtung
Adam und Eva, der Erstgenannte in Calida "Feinripp",
gipfelte unweigerlich in der bekannten Rippe. Mit den ewig naturgegebenen
Mängeln des männlichen Geschlechtes setzte sich Brüggemann
mit der Aussage "ich bin ein Mann, mir fehlt ein X-Bein"
augenzwinkernd auseinander. Was in untrüglicher Weise auf
das Y-Chromosom hinwies. Derweil weinte Brüggemann den
Zeiten, als die Gattin mit liebevoller Hand einen Sonntagsbraten
zubereitete, nach. Damit war ihm ein grölendes Publikum
sicher.
"Ankeblüemli"
will Präsident werden
Mit gezieltem Witz und starken Gitarrenriffs ging es gleich
weiter im Text mit einer Ode an die alltäglichen sowie
starken Helden der Leinwand und ihren schwachen (Wunschtraum-)
Gespielinnen.
Nostalgisch
beschwört er die Titel gebende "Sanfranzisko"-Flower-Power-Zeit
mit dem Geständnis: "Im Härze bin i ä 68-er",
will heissen, "brauche keinen <Wasserfallischen>
Kontroll-Motivationsschub auf der Berner Plattform".
Derweil
die Sache mit der Re- inkarnation das kleine Kellergewölbe
endgültig in einen Hexenkessel verwandelte. Zu komisch
ist die Geschichte rund um ein "Ankeblüemli"
mit Walfischanspruch, welches erst durch mühsam aufgerechnete
Punkte über das Schnittlauchdasein quer durch den Gemüsegarten,
höchstens Präsident der USA werden kann.
Nahe liegende
Steigerung der sarkastischen Art, angereichert mit musikalischen
Spezial-Effekten, war wohl nur noch die Fusion zwischen der
UBS und der Novartis mit dem gelben Giftgaswölklein als
zusätzlichen Bonus-Punkt. Bei einer solchen Ballung an
geistreichem Witz - dies erst noch in höchst professioneller
Wiedergabe - ist die Forderung nach Zugaben bereits schon Programm.
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