Berner Zeitung
BZ, 3.4.'03
Bschysse
gilt - tatsächlich?
Tina
Uhlmann
Er reist
wieder solo durchs Land: Dänu Brüggemanns neues Programm
heisst "Bschysse gilt" und ist heute im
La Cappella zu hören.
Er muss
wissen, was das heisst, "bschisse z'wärde":
Dänu Brüggemann hat sein erstes Soloprogramm vor 20
Jahren lanciert, als Teenager noch. Heute ist er 39 und tingelt
noch immer durch Klubs und Kleintheater, wieder solo. Das muss
sich nicht unbedingt schlecht anfühlen, doch wenn die grosse
Anerkennung ausbleibt - trotz niemals versiegender Ideen, trotz
solidem Handwerk (Gesang, Gitarre, Wortakrobatik) und trotz
einer ganzen Reihe von sorgfältig produzierten CDs -, dann
fühlt man sich vielleicht doch etwas "bschisse".
Mag sein,
dass Brüggemann einfach zu eigenwillig ist, um in gängige
Schubladen wie "Mundartrock" oder "Kabarett"
zu passen. "Er biegt dort ab, wo andere geradeaus fahren",
wurde einmal über ihn geschrieben. Anders gesagt: Während
die Kollegen aus der Berner Musikszene alle mit grosser Kelle
absahnen, köchelt Dänu sein Süppchen weiterhin
auf kleiner Flamme. Allerdings zündet er hin und wieder
Stichflammen mit seinen ziemlich sarkastischen Sprüchen.
Und wenn er den Blues hat, ist da immer noch der imaginäre
Luftgitarrist Bene (nicht Hene!), auf den der Chef nach der
San-Francisco-Tour zu dritt wieder zurückgegriffen hat.
Also ist Dänu Brüggemann doch nicht ganz solo unterwegs?
Im Grunde war er das nie. Denn neben Bene ("zu zweit ist
die Chance beträchtlich grösser, in der Überzahl
zu sein") bevölkern eine ganze Menge skurriler Gestalten
seine Welt. Und darin ist Brüggemann ganz gross: Er bringt
sie seinem Publikum nahe wie kein Zweiter. "Bschisse"
wird man bei ihm jedenfalls nicht: Da wird mitten aus dem Leben
gegriffen, aus dem absurden Alltag, den wir schliesslich alle
kennen.
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